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Yoga wirkt, Anwendungsgebiete

Für einige Anwendungsgebiete ist die therapeutische Wirksamkeit einer regelmäßigen Yogapraxis inzwischen wissenschaftlich belegt. Viele weitere werden folgen. Die Erfahrung aus drei Jahrzehnten therapeutischer Arbeit am Berliner Yoga Zentrum, an der einige von uns langjährig mitgewirkt haben und durch dessen Schule wir alle gegangen sind, nährt unsere Überzeugung, dass nahezu jede Klientin und jeder Klient, die mit unserer Hilfe ins regelmäßige Üben der gemeinsam erarbeiteten, individuell maßgeschneiderten Yogapraxis hineinfinden, diese als heilsam bzw. entlastend erleben werden. Yoga wirkt.

Insofern ließe sich hier eine lange Liste von Anliegen erstellen, bei denen sich unser yogatherapeutischer Ansatz – jeweils durch mehrere Einzelfälle belegbar – bewährt hat. In dem Wissen, dass Heilung ein hoch komplexes multifaktorielles Geschehen ist, gehen wir jedoch mit aller gebotenen Vorsicht mit Verallgemeinerungen um.

Deshalb gehen wir unten nur auf die Anwendungsgebiete ein, zu denen uns besonders viele Anfragen erreichen bzw. vorzugsweise auf jene, für die die Wirksamkeit von Yoga als Komplementärtherapie sowohl evident nachgewiesen ist, als auch unsere eigene therapeutische Erfahrung umfangreich ist.

Das neue Krankheitsbild Long COVID ist noch nicht genügend erforscht, um entlang einer wirksamen Behandlungsleitlinie arbeiten zu können. Therapeutische Hilfen sind jedoch wegen der schweren Beeinträchtigungen der betroffenen Menschen schon jetzt dringend nötig. Sie orientieren sich deshalb noch ausschließlich an den am häufigsten auftretenden Beschwerden, wie Müdigkeit, andauernde Erschöpfung (Fatigue), Kurzatmigkeit, Gelenkschmerzen und Muskelschwäche, Schlafstörungen, Geruchs- und Geschmacksbeeinträchtigungen, anhaltende Belastungsintoleranz und depressive Verstimmung. Verordnet werden derzeit in spezialisierten Reha-Kliniken Physio-, Ergo-, Atem- und gelegentlich Psychotherapie, meist in multimodaler Kombination. Dabei weist die Long-COVID-Expertin Dr. med. Jördis Frommhold darauf hin, dass nach einem Reha-Aufenthalt weiter angeleitet geübt werden muss, um die Beschwerden langfristig in den Griff zu bekommen.

Yoga als Therapie ist per se ein multimodaler Ansatz und deckt alle genannten Behandlungsebenen ab. Das Charite-Fatigue-Zentrum empfiehlt den Einsatz von Yoga explizit für das schwerste Symptom des Long-COVID-Krankheitsbildes, die chronische Erschöpfung.

Unsere über dreißigjährige positive Erfahrung mit Yogatherapie als wirksames Mittel bei chronischer Erschöpfung, Schmerzerkrankungen, Schlafstörungen und depressiven Syndromen stimmt uns zuversichtlich, dass regelmäßig geübte Yogapraxen, die im Verlauf des yogatherapeutischen Prozesses sorgfältig auf die Modalitäten der jeweiligen Person und auf deren konkrete Ausprägung des Post/Long COVID Syndroms zugeschnitten werden, Menschen mit diesem Krankheitsbild helfen können.

Ein Anliegen, das viele Klient:innen in die Yogatherapie führt, ist der Wunsch, chronische Schmerzen zu lindern oder – am besten – gänzlich frei davon zu werden. Ein chronisch gewordener Schmerz ist ein sehr komplexes Phänomen. Viele verschiedene Faktoren fördern die Chronifizierung von Schmerz. Das Einzelsetting ist ein geschützter Raum, in dem Klient:in und Yogatherapeut:in gemeinsam herausfinden können, welche davon bei einer Person im Vordergrund stehen und wie sich Veränderung zum Positiven erreichen lässt.

Solche Faktoren können beispielsweise anhaltende Belastungen in der Berufssituation oder in der sozialen Lebenssituation sein, aber auch Folgen von Krankheit oder Trauma in der Lebensgeschichte, individuelle Verhaltensmuster (z. B. körperliche Immobilität) und nicht zuletzt die im Laufe der Zeit erlernte innere Haltung im Umgang mit Schmerz.

Yogatherapie hat einen positiven Einfluss auf die Handlungskompetenz im Umgang mit Schmerzen, auf die Selbstwahrnehmung und die Selbstwirksamkeitserwartung. Dies kann wertvoll und heilsam im Umgang mit chronischen Schmerzen sein.

Bei chronischen Rückenschmerzen sind mit Atemachtsamkeit praktizierte Körperübungen in der individuellen Yogapraxis zielführend. Sie fördern das Abklingen muskulärer Verspannungen, die Kräftigung des Rückens und eine Verbesserung des Zusammenspiels verschiedener Muskelgruppen.

Mehrere Studien bestätigen inzwischen, dass Yoga bei chronischen Rückenschmerzen hilft, darunter einzelne, die die besonders gute Eignung von Viniyoga betonen (vgl. Karen J. Shermann und Team).

Aber auch für andere Krankheitsbilder gibt es sehr gute Wirksamkeitsbelege, z. B. bei Fibromyalgie – ein nicht entzündliches, generalisiertes Schmerzsyndrom, das mehrere Körperregionen betrifft. Diese mündeten 2017 in eine starke Empfehlung (vgl. Therapieleitlinien für Fibromyalgie), Yogaübungen als körperbezogene Therapie in das Therapieprogramm aufzunehmen.

Klient:innen, deren ursprüngliches Anliegen die Linderung von Schmerzen war, lassen sich oft über längere Zeit mit Yoga begleiten. Wer einmal die positive Erfahrung gemacht hat, starke Schmerzen selbst lindern zu können, entwickelt eine große Übungsdisziplin und wird situativ immer wieder an die Option Yogatherapie denken, wenn Schmerz wieder verstärkt auftritt oder andere gesundheitliche Probleme auftauchen.

Zu den Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehören u. a. Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz und Bluthochdruck. Inzwischen gibt es zahlreiche Studien, die eine positive Wirkung von Yoga für diese Krankheitsbilder nachweisen. Entscheidend ist, individuell mit der Person zu arbeiten, da die Erscheinungsbilder von zahlreichen Umständen und unterschiedlichen Symptomen abhängen. Hier kann eine persönliche Yogapraxis, die zusammen mit den Klient:innen von kompetenten Yogatherapeut:innen erstellt wird, deutliche Verbesserungen auf körperlicher Ebene und für die Lebensqualität erzielen. Die Erfahrungen, die wir im Team diesbezüglich gemacht haben, bestätigen dies.

Häufig kommen Menschen zu uns, die mithilfe von Yoga Einfluss auf den Bluthochdruck nehmen möchten. Eine entsprechende mit Schwerpunkt auf den Atem ausgerichtete Yogapraxis begünstigt einen angemesseneren Umgang mit Stresssituationen und ermöglicht es manchmal sogar, die Medikation zu reduzieren.

Angepasste Übungsreihen für ein fast tägliches Üben verbessern das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit bei Herzrhythmusstörungen. Ebenso kann nach einer Herz-OP durch ein entsprechend gestaltetes Yogaprogramm die Leistung wieder schrittweise gesteigert werden.

Yoga ist mehr als Bewegung: wir implizieren Atemübungen genauso wie Meditation, um auf das ganze System Mensch einen positiven Einfluss auszuüben. Im Bereich der Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehört dazu eine Reduzierung von Spannungen und ein angemessener Umgang mit Anforderungen sowohl auf körperlicher als auch mentaler Ebene.

Yoga vermag die subjektiv empfundene Lebensqualität und das allgemeine Wohlbefinden zu steigern. Außerdem kann Yoga psychosomatische Beschwerden lindern und die Symptome psychischer Erkrankungen reduzieren, wie etwa die von Depression, Angsterkrankungen, Belastungsstörungen und Traumafolgestörungen. Nach wissenschaftlichen Nachweisen für die Wirksamkeit bei Depression begegnet uns die Empfehlung einer mindestens 3x pro Woche zu übenden körperorientierten Yogapraxis als ergänzende Therapie neben Psychopharmaka und Psychotherapie inzwischen in Entlassberichten nach stationärem Aufenthalt.

Weit häufiger finden aber Klient:innen zu uns, die vorbeugen wollen. Haben sie Yoga etwa im Gruppenkurs als entlastend erlebt, so wollen sie nun mit Hilfe einer individuellen Praxis noch gezielter psychischen Stress abbauen. Andere formulieren als Anliegen, sich durch besonders fordernde Lebensabschnitte begleiten lassen, einengende Denk- oder Verhaltensmustern überwinden oder einen neuen Umgang mit belastenden Themen finden zu wollen.

Eine individuelle Yogapraxis entfaltet ihre Wirkung über Körper-, Atem- und Meditationsübungen auf nonverbaler Ebene und lädt zu andauernder Selbsterforschung ein.

Wir wissen um den hohen Einfluss achtungsvoller Zuwendung von Therapeut:in zu Klient:in auf den Heilungserfolg. So verwenden wir im yogatherapeutischen Prozess viel Zeit auf das gemeinsame Erforschen bisheriger Lösungsversuche im Umgang mit dem, was als Belastung erlebt wird. Positive Erfahrungen aus dem weiteren Verlauf der Zusammenarbeit werden gemeinsam analysiert. Dann liefert die schrittweise immer passender ausgestaltete Yogapraxis ein ganz praktisches Hilfsmittel auch für den Alltag. Das Erleben von Selbstwirksamkeit wird zur Schlüsselintervention. Das Vertrauen in die eigene Stressbewältigungskompetenz wächst, die Selbsterforschung führt zu neuen Einsichten und Lösungsideen.

Krebserkrankungen sind heute meist gut behandelbar. Bei der Diagnose und der Behandlung von „Krebs“ spielt das Allgemeinbefinden der Betroffenen eine bedeutsame Rolle. Diese Erkenntnis hat zu wichtigen Untersuchungen geführt, die die Notwendigkeit eines breiten therapeutischen Ansatzes belegen.

In den letzten Jahren haben zahlreiche Studien die positive Wirkung von Yoga als begleitendes Verfahren in der Krebstherapie bestätigt. Die überzeugend guten Ergebnisse führten dazu, dass Yoga auch in Deutschland in die „Medizinische Leitlinie für onkologische Patientinnen und Patienten“ aufgenommen wurde.

In der Behandlung onkologischer Patient:innen wird Yoga bei Brustkrebserkrankungen, die mit stärkster Erschöpfung, auch Fatigue genannt, einhergehen, explizit und für viele weitere Begleiterscheinungen bei dieser Erkrankung als sinnvoll einsetzbar eingestuft (vgl. S3-Leitlinie „Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen PatientInnen“ von 2021). Fatigue ist ein häufiges Begleitsymptom bei einer Krebserkrankung. Leichte bis moderate Yoga-Körperübungen können Patient:innen sehr gut helfen, Erschöpfung zu reduzieren, höheres Wohlbefinden zu erzielen und sich mehr in der eigenen Kraft zu fühlen.

Darüber hinaus wurde die therapeutische Wirksamkeit von Yoga in mehreren Studien zu Depressivität und Angststörungen, von Erschöpfung, Ein- und Durchschlafstörungen, Hitzewallungen und Gelenkschmerzen als Begleiterscheinungen von Krebserkrankungen belegt. Zudem ist die positive Wirkung auf die Stimmung, die Vitalität und die Senkung von Entzündungsparametern durch Yoga nachgewiesen. Patient:innen, die Yoga üben, empfinden die Nebenwirkungen der Krebstherapien als weniger belastend und berichten über eine deutlich höhere Lebensqualität.

Yoga-Unterricht für an Krebs erkrankte Menschen setzt fundierte medizinische Kenntnisse und yogatherapeutische Tools voraus. Vor dem Hintergrund einer erhöhten Frakturgefahr, etwa bei Osteoporose oder Knochenmetastasen ist regulärer Yogaunterricht in vielen Fällen nicht ratsam und sollte modifiziert werden. Ebenso sollten Bewegungseinschränkungen nach Operationen, Lymphknotenresektionen und Brustrekonstruktionen Berücksichtigung finden.

Wird das Yoga-Übungsprogramm mit passenden körperlichen Übungen, gezielten Atem- und Entspannungstechniken jedoch auf die individuelle Situation und die Bedürfnisse der Erkrankten zugeschnitten, können Menschen, die an Krebs leiden, ihre Lebensqualität deutlich verbessern. Symptome, die sich aufgrund von Therapie und Krankheit einstellen, lassen sich lindern und die eigene Widerstandskraft lässt sich stärken – und dies sowohl nach Erhalt der Diagnose als auch während und nach der Krebstherapie.


 

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